Holzschnitt-Serie nach Paul Klee und Walter Benjamin

mit 31 Bildern.

Mein Flügel ist zum Schwung bereit
ich kehrte gern zurück
denn blieb ich auch lebendige Zeit
ich hätte wenig Glück

Gerhard Scholem, Gruß vom Angelus

 Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muss so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er  eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, dass der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm.  

Walter Benjamin: Über den Begriff der Geschichte (1940), These IX

Auch mich hat dieses Bild sehr beschäftigt. Mit dieser Serie stürzt der Engel in sich zusammen, die Formen fließen ineinander werden gelöst in Waagrechten und Horizontalen Linien, die den Engeln noch in sich tragen, ihn aber vom Betrachten der Trümmer erlösen.

Das Flimmern und die Unschärfe auf dem Weg dorthin stellen für mich die vielen gescheiterten Versuche dar, existenzielle Erfahrungen, die ihre langsamen und verschlungenen Bahnen in uns Allen ziehen, zu verarbeiten.